Online Bewerbungsgespräch
Anders und dennoch dasselbe
Ein Bewerbungsgespräch online führen. Keine Anfahrt, bequem von Zuhause aus. Ein Gespräch
in gewohnter Umgebung. Das hört sich entspannt an. Aber Achtung! Ganz so entspannt ist es
nicht. Denn ein online Bewerbungsgespräch stellt im Grunde die gleichen Anforderungen an Sie,
wie ein persönliches Gespräch. Hinzu kommt, dass es einige wichtige Details zu beachten gilt, die
Sie bei einem persönlichen Gespräch außer Acht lassen könnten. Das fängt mit der stabilen
Internetverbindung an und hört mit dem griffbereiten Glas Wasser auf. Damit Sie optimal
vorbereitet sind, haben wir hier die wichtigsten Tipps aufgelistet.
Die Vorbereitung
Wie bei jedem anderen Bewerbungsgespräch sollten Sie sich auch bei dem Bewerbungsgespräch
via Skype, Meetup oder jegliche andere Plattform auf die typischen Fragen vorbereiten und die
passenden Antworten parat haben.
- Was können Sie uns über sich erzählen?
- Warum haben Sie sich auf diese Stelle beworben?
- Weshalb sind Sie die richtige Person für diesen Job?
- Wo sehen Sie bei sich Ihre Stärken und wo Ihre Schwächen?
- Wie gehen Sie mit Belastung und Stress um?
- Warum haben Sie bei ihrem letzten Arbeitgeber aufgehört bzw. wollen Sie aufhören?
- Wo sehen Sie sich beruflich in fünf bis zehn Jahren?
- Welche Gehaltsvorstellung haben Sie?
- Haben Sie noch Fragen an uns?
Als Studierende und Absolvent*innen müssen Sie selbstverständlich auch mit Fragen aus
dem Bereich rechnen, auf den Sie sich bewerben. Bei der Antwort kommt es nicht so sehr auf
„richtig“ oder „falsch“ an. Vielmehr möchte Ihr Gegenüber herausfinden, wie intensiv Sie sich mit
dem jeweiligen Fachgebiet auseinander gesetzt haben. Versuchen Sie sich also so gut wie
möglich schon mal einzulesen. Sie können eine Frage nicht beantworten? Keine Panik! Niemand
weiß alles. Im Studium haben Sie gelernt, sich Sachverhalte eigenständig anzueignen.
Signalisieren Sie die Bereitschaft dazu. Das wird Ihnen positiv angerechnet werden und man wird
über den noch bestehenden Mangel an Sachwissen höchstwahrscheinlich hinweggesehen.
Tipps:
- Legen Sie alle Unterlagen, die Sie benötigen griffbereit neben die Tastatur. Sie können sich auch
beispielsweise Ihren eigenen Lebenslauf neben den Bildschirm heften. Das hilft nicht nur dabei,
diesen im Blick zu haben, sondern sie können so auch gleichzeitig einfacher den Bildkontakt zu
Ihrer Interviewerin/Ihrem Interviewer halten. - Sollten Sie sich Notizen machen wollen, machen Sie diese bestenfalls nicht am Computer selbst
– das Tippen stört akustisch, sondern legen Sie sich Stift und Notizblock bereit. Mitschreiben hilft
übrigens auch gegen Nervosität.
Das Setting
- Setzen Sie sich in Szene. Egal ob Sie das Gespräch von ihrem Rechner am Schreibtisch oder
vom Laptop aus führen, achten Sie darauf, dass Sie einen neutralen Hintergrund haben. Am
Besten ist eine weiße Wand, denn nichts lenkt Ihr gegenüber mehr ab als Poster, Bilder oder
sonstige Dekorationsartikel. - Zeigen Sie Präsenz. Positionieren Sie die Kamera bzw. den Computer so, dass Sie direkt
reinschauen können und Ihr/e Gesprächspartner/in Sie weder von oben herab noch von unten
herauf anschauen muss. Setzen Sie sich mittig vor die Kamera. - Präsentieren Sie sich selbst im rechten Licht. Weder sollten Sie sich zu grell anleuchten, noch
sollten Sie im Dunkeln sitzen. In beiden Fällen, sind Sie für Ihr Gegenüber nicht gut erkennbar. - Überprüfen Sie, wo in Ihrem Zuhause Sie die stabilste Internetverbindung haben. Nichts ist
nervenaufreibender als eine Leitung, die immer wieder hakt.
Das Outfit
Auch wenn Sie sich bei diesem Gespräch in Ihrer gewohnten Umgebung aufhalten, sollten Sie sich
kleiden, als wären Sie bei einem Bewerbungsgespräch vor Ort. Wie so oft, gibt es aber auch zum
Thema „Outfit“ keine allgemein gültige Regel. Es kommt immer auf den Arbeitgeber bzw. die
Arbeitgeberin an. Ist es ein Unternehmen, in dem die Angestellten eher im Kostüm oder Anzug und
Krawatte arbeiten, sollten auch Sie sich so kleiden. Ist die Kleiderordnung eher leger und es sind
Jeans und Turnschuhe angesagt, ist das auch für Sie im Bewerbungsgespräch ok.
Es kommt aber auch darauf an, für welche Position Sie sich bewerben. Ist es eine
verantwortungsvolle Managementaufgabe oder werden Sie Teil eines Teams. Oftmals wird mit
einer Managementaufgabe ein weniger legerer Look verbunden. Aber auch hier kommt es wieder
sehr auf das Unternehmen an. Grundsätzlich gilt: Wenn Sie unsicher sind – lieber
„overdressed“ statt „underdressed“. „Overdressed“ wird eher positiv interpretiert. Ihr
Gegenüber nimmt wahr, dass Ihnen dieses Gespräch wirklich wichtig ist. Sind Sie hingegen
„underdressed“ legt man Ihnen das schnell mal als Desinteresse aus. Denn: „Kleider machen
Leute“ und „Mit Kleidung drückt man Respekt aus.“ (Zum Thema Outfit wird ein ergänzender
Artikel erscheinen)
Das Gespräch
Den Auftakt zum Gespräch macht beim persönlichen, wie auch dem online Bewerbungsgespräch
die einladende Person. Nach der Begrüßung und einem eventuellen kurzen Smalltalk, wird in aller
Regel die Vertreterin/der Vertreter des Unternehmens mit einer kurzen Einführung über das
Unternehmen und die ausgeschriebene Position starten. Danach sind Sie dran und dürfen die
Fragen beantworten, bzw. ganz zum Schluss auch noch eigene Fragen stellen, die Sie zu dem
Unternehmen oder der Stelle haben. Sie wollen wissen, wie es mit dem Familienbewusstsein des
Unternehmens aussieht? Handelt es sich um ein familienbewusstes Unternehmen, wird die
Vertreterin/der Vertreter in aller Regel von sich aus auf das Thema zu sprechen kommen. Wenn
nicht, fragen Sie! Diese Art der Fragen sind heutzutage Standard. Ihnen ist eine ausgewogene
Work-Life-Balance wichtig? Dann fragen Sie doch einfach mal, wie so ein normaler Arbeitstag in
dem Unternehmen und auf der Position, für die Sie sich bewerben, aussieht. Halten Sie aber im
Hinterkopf, Sie bewerben sich auf eine Arbeitsstelle. Je nach Alter und Einstellung Ihres
Gegenübers kann bei zu viel Fragen nach „Freizeit“ ein falscher Eindruck entstehen. Ganz wichtig,
auch immer zu betonen, dass auch Sie flexibel sind, wenn mal ein Notfall ist und mehr Arbeit
ansteht.
Tipps:
- Achten Sie darauf, dass Sie während des Gesprächs nicht gestört werden. Von niemandem!
Schließen Sie die Tür und hängen Sie ein „Nicht Stören“ Schild auf. - Stellen Sie sich ein Getränk bereit. Am besten ein Glas Wasser ohne Kohlensäure. Auch online
wollen Sie nicht durch ein unangenehmes Aufstoßen auffallen.
No Gos:
- Essen! Ob Sie es glauben oder nicht, immer wieder kommt es vor, dass Bewerberinnen oder
Bewerber sich bei online Bewerbungsgesprächen einen kleinen oder größeren Snack gönnen.
Wenn Sie einen guten Eindruck hinterlassen wollen, sollten Sie das nicht tun. - Auch wenn Sie sich in Ihren eigenen vier Wänden sicherer fühlen als vor Ort im Unternehmen,
achten Sie darauf, dass Sie dennoch keinen allzu saloppen Gesprächsstil nutzen.
In diesem Sinne: Viel Erfolg!
Nicole Beste-Fopma
© Arbeitskreis Wissenschaft und Wirtschaft e.V. 2020