Studieren in Zeiten von COVID-19

Studieren in Zeiten von Covid-19

The new Normal – motiviert online studieren

Von Nicole Beste-Fopma

Bisher ging es in den ersten Semestern darum, auf Parties zu gehen, um viele neue Leute kennenzulernen. Natürlich wurde auch gelernt, aber auch dafür war es hilfreich, andere zu treffen. Entweder um Lerngruppen zu bilden oder aber um sich gegenseitig zu motivieren. Wurde etwas nicht verstanden, konnte eine Kommilitonin oder ein Kommilitone es erklären. Auch konnten während der Lehrveranstaltungen Fragen gestellt und im Zweifelsfall die/der Banknachbar*in befragt werden. Das alles ist mit COVID-19 weggefallen.

Was kann getan werden, um dennoch am Ball zu bleiben. Denn, auch wenn ein Ende in Sicht ist, muss die Zeit und der Lernstoff bis dahin noch bewältigt werden. Wir haben Henriette Garczorz, Mitbegründerin und Coach der bundesweit tätigen Initiative www.erfolgreich-studieren.com befragt.

Studieren heißt in erster Linie: Eigenständig lernen. Vielen fällt das, insbesondere in den ersten Semestern schwer. Seit COVID-19 auch Deutschland fest im Griff hat und fast der gesamte Unibetrieb auf online umgestellt wurde, ist es noch schwieriger. Sich über Monate selbst zu motivieren, ist herausfordernd. Was raten Sie?

Ich rate den Studierenden sich ganz genau mit den eigenen Antreibern, Motiven und Stärken zu beschäftigen. Je besser man diese, insbesondere in dieser Zeit kennt, desto besser kann man sich motivieren oder die richtigen Maßnahmen finden, um weiter zu machen.

Der Schlüssel liegt allerdings in der Selbstorganisation und dem richtigen Verhältnis von Arbeits-und Erholungsphasen. Je kleinteiliger und klarer die Ziele, desto höher die Produktivität. Je besser die einzelnen Aufgaben konkret formuliert und stärkenorientiert (Verlinken auf: https://www.henriette-garczorz.de/blog/die%20eigenen%20Stärken%20kennen) geplant sind, desto einfacher ist der Einstieg in die Produktivitätsphasen. Gleichzeitig ist es wichtig, sich gezielt Auszeiten zu gönnen und diese z.B. dafür zu nutzen, sich mit Kommiliton*innen zu treffen, Sport zu machen oder etwas zu tun, was Spaß macht. Es ist eine gute Zeit, um produktive Routinen zu etablieren.

Oft sind es ja auch die Kommiliton*innen, die den Lerndruck indirekt positiv erhöhen. Auch das fällt jetzt weg. Wie können sich die Studierenden online gegenseitig motivieren?

Zum Beispiel in Lerntandems. So kann ein gemeinsames Tempo entstehen und der Austausch, die Rückmeldung, die gemeinsame Planung und das Durchleben von Erfolg und Misserfolg motiviert und lässt das Gefühl entstehen, nicht allein zu sein. Aber auch in virtuellen Lerngruppen kann man sich wunderbar vernetzen und voneinander zu lernen. Hier kann man sich nicht nur fachlich, sondern auch methodisch austauschen. Es gibt so viele Lernmethoden, so viele Wege, die zum Erfolg führen, dass hier auch ein „best practice sharing“ entstehen kann. Dabei können neue Ideen entstehen, seinen Alltag zu strukturieren oder sich Lernstoff anzueignen.

Was halten Sie von Motivations-Apps wie Habitica (verlinken auf: https://habitica.com/static/home oder To-do Listen wie die von Microsoft (verlinken auf: https://www.microsoft.com/en-au/microsoft-365/microsoft-to-do-list-app?rtc=1) oder Todoist (verlinken auf: https://todoist.com/)?

Viel. Ich nutze sie selbst gern. Aber auch mit einem solchen Tool gilt: A fool with a tool is still a fool.

Auch mit einem Tool sollte folgendes beachtet werden:

  • Sind die Aufgaben präzise formuliert? 
  • Ist klar, was genau der nächste Schritt in einem Thema oder Lernprojekt ist?

Ist es eine Tages-To-Do-Liste oder eine ellenlange Liste von Aufgaben, Projekten und Notizen, die nie ein Ende findet und auf Dauer eher demotiviert als anspornt. Ich empfehle hier, sich Tages-,Wochen- und Monatspläne zu machen und nur so viele To Dos darauf zu platzieren, wie auch wirklich geschafft werden. Damit wird am Ende eines Tages die Gewissheit erzeugt, weitergekommen zu sein und nicht gegen einen unendlichen Berg an Arbeit anzukämpfen.

Kurzum: Die Apps können helfen, wenn sie richtig eingesetzt und aktiv genutzt werden. Allerdings können die motivierende Wirkung des Produktivitätstrackings oder die Erinnerungsfunktion solcher Apps manchmal eine Hilfe oder auch eher störend sein. Hier ist es wichtig, für sich zu experimentieren und herauszufinden, welche App wirklich unterstützt oder ob die gute alte To-Do-Liste reicht.

Viele Studierende sind neu in der Stadt. Haben also keinen Anschluss zu anderen. Kein ungezwungener Austausch mit Gleichgesinnten. Lerngruppen bilden mit Leuten, die man noch nie persönlich getroffen hat? Macht das Sinn?

Ich verstehe, dass es erst einmal ungewohnt ist, sich über den Online-Campus zu vernetzen, um sich dann vielleicht (je nach geltenden Regeln) persönlich wie bei einem Blind Date zu treffen. Hier entscheidet über Sinn und Unsinn die Frage, was mit solchen Treffen erreicht werden soll. Geht es darum, Lerngruppen gegen die soziale Isolation aufzusuchen oder geht es darum, gemeinsam zu lernen und sich den Stoff zu erarbeiten? Wenn es um das konzentrierte Arbeiten geht, müssen andere Faktoren passen, als wenn es darum geht, etwas gemeinsam zu unternehmen.

Aus meiner Sicht ist es in jedem Fall lohnenswert, sich zu vernetzen. Man kann nur gewinnen: Entweder stellt man fest, dass man doch lieber alleine lernt oder man entdeckt, dass der ein oder die andere Mitstreiter*in ein*e gute*r Austausch- oder Lernpartner*in ist und man sich in der neuen Stadt und in seinem neuen Studierendenleben nicht mehr ganz so allein fühlt. Die Situation fordert Offenheit und Mut, Dinge auszuprobieren, die in der aktuellen Zeit den Regeln entsprechen.

Vor COVID-19 konnte sich zu einem persönlichen Gespräch mit den Dozent*innen getroffen werden. Oder sich nach einer Veranstaltung auch mal Feedback holen. Für so manch einen durchaus ein kleiner Motivationsschub. Auch das fällt jetzt weg. Wie kann man sich online Feedback holen?

Viele Dozenten bieten dennoch Gesprächszeiten an, die man nutzen sollte. Aber auch eigeninitiativ nachzufragen und ein virtuelles Treffen zu initiieren, ist ein guter Weg, um in Kontakt mit den Dozierenden zu kommen.

In vielen Studiengängen wird insbesondere in den ersten Semestern rigoros ausgesiebt. Misserfolge sind also an der Tagesordnung. Auch hier fehlt zur Zeit die Möglichkeit zum Austausch mit anderen. Viele sind mit ihrem Scheitern alleine. Wie bleibt man dennoch motiviert?

Hier schließt sich der Kreis. Es geht darum, zu wissen, wo man hinmöchte. Was ist das Ziel meines Studiums? Was möchte ich mit meinem Studium erreichen und wo möchte ich nach den ersten Berufsjahren landen? Hier sollte groß und weit in die Zukunft reichend gedacht werden. Das hilft insbesondere, wer sich bei Misserfolgen fragt, ob sie sich das alles gerade zutraut und ob es weitergehen soll. Es setzt den aktuellen Misserfolg in ein anderes Verhältnis und lässt ihn in der Bedeutung etwas schrumpfen. Gleichzeitig motiviert das eigene Ziel, sich durchzubeißen, dranzubleiben und sich nicht entmutigen zu lassen.

Ich werbe auch nochmals für die Lernpartnerschaft oder Lerntandems, die das gemeinsame Erleben dieser Phasen erträglicher machen. An manchen Hochschulen gibt es auch Mentor*innenprogramme oder die Studierendenbetreuung, die ebenfalls eine gute Struktur bieten, um diese Themen zu besprechen und zu lösen.

Abschließend: Was ist Ihr wichtigster Tipp für alle Studierenden in Zeiten von COVID-19.

Bleib dran und gibt nicht auf! Ich möchte die Studierenden dazu motivieren, viele Wege auszuprobieren, wie sie am besten mit der Situation umgehen können, um produktiv studieren zu können. Der Umgang mit dieser Herausforderung bietet viele persönliche Lernfelder. Wenn alles wieder etwas normaler wird und das erstes Vorstellungsgespräch ansteht, können alle, die auch unter diesen Umständen nicht aufgegeben haben, mit Fug und Recht behaupten, dass sie sich von diesem heftigen Gegenwind nicht in ihrer Motivation und Zielgerichtetheit haben beirren lassen. Im Berufsalltag wird es später auch nicht immer reibungslos laufen und diejenigen, die Lösungen finden, anstelle sich in Probleme hineinzusteigern, werden ihren Weg erfolgreich gehen.

Nehmen Sie diese Herausforderung an, um an ihr zu wachsen und ganz viel auszuprobieren.

Henriette Garczorz hat ihr Studium ausschließlich online absolviert und gibt seit 2012 ihr Wissen und Können als selbstständige Trainerin und Business Coach in Trainings, Coachings, Lehrveranstaltungen und Workshops in Unternehmen und in Bildungseinrichtungen weiter. Sie arbeitet mit Führungskräften und ihren Teams daran, ihre Performance zu verbessern, während sie sich selbst passioniert auf dem Weg des lebenslangen Lernens befindet.

Wir gratulieren den GewinnerInnen der Amazon Gutscheine

Der AkWW e.V. und die teilnehmenden Firmen waren begeistert von den zahlreichen Anmeldungen und dem positiven Feedback des Online-Karrieretages Bauwirtschaft und wir freuen uns, die GewinnerInnen der ausgelobten 20 € Amazon Gutscheine bekannt zu geben:

  • Rania Ramdan – Ruhr-Universität Bochum
  • Youssef Benjada – HS Bochum
  • Henrike Schülke Ruhr-Universität Bochum
  • Nico Scheutzel – Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin (HTW)
  • Judith Berns – Ruhr-Universität Bochum
  • Akin Arslan – Ruhr-Universität Bochum
  • Raphael Diego Hansen – FH Aachen
  • Semiha Cakmakkaya – Ruhr-Universität Bochum
  • Eyad Shashit – Ruhr-Universität Bochum
  • Kazem Darzidarounkola – Universität Duisburg Essen
  • Nima Garkazi – RWTH Aachen
  • Mohammad Bakre – TH Köln
  • Bashar Suleiman – Universität Duisburg Essen
  • Sanaz Matboo – Universität Duisburg Essen
  • Amir Heidari Kiani – HS Bochum
  • Jan Haak – Bergische Universität Wuppertal
  • Rozerin Sari – Ruhr-Universität Bochum
  • Sven von der Horst – Ruhr-Universität Bochum
  • Mustafa Elbanna – HS Bochum
  • Phillip Paetke – Beuth Hochschule Berlin

Der AkWW e.V. gratuliert allen GeweinnerInnen und bedankt sich bei allen TeilnehmerInnen.

Das Zertifikat der Auslosung kann hier eingesehen werden: Zertifikat

Karrieretage in Corona-Zeiten

Karrieretage in Corona-Zeiten

Die COVID-19 Pandemie hat alle Bereiche des privaten und öffentlichen Lebens verändert. Dennoch ist es wichtig, dass Studierende und Untenehmen sich treffen und Zukunftspläne schmieden können. Diese Brücke zwischen Unternehmen und Studierenden wird normalerweise auf Karrieretagen gebaut, welche der Arbeitskreis Wissenschaft und Wirtschaft e.V. in den Bereichen Bauwirtschaft und Life Sciences erfolgreich organisiert.

Nach intensiven Diskussionen mit Universitäten, Ausstellern und den Betreibern der Veranstaltungsorte hat der AkWW dem Anliegen entsprochen, alle Karrieretage 2020 online abzuhalten, da die unsichere gesundheitspolitische Lage eine verantwortungsvolle Durchführung der Präsenz-Karrieretage verhindert.

Ein Testlauf der virtuellen Karrieretage fand im Juni statt, als der AkWW erfolgreich einen Online Karrieretag Bauwirtschaft mit Universitäten und Ausstellern im Bereich Berlin/Brandenburg organisiert hat.

Vertreter*innen von elf Unternehmen und über 120 Studierende aus dem Bauwesen trafen sich in einem virtuellen Raum zu 15-minütigen Einzelgesprächen. Den Studierenden bot sich die Möglichkeit, interessante Arbeitgeber kennenzulernen und unverbindlich mehr über die Unternehmen zu erfahren. Das Feedback zu diesem Online Karrieretag war sehr positiv, von Seiten der Aussteller und der Studierenden.

Weitere Online Karrieretage werden dieses Jahr in den Bereichen Bauwirtschaft und Life Sciences abgehalten werden:

Online Karrieretage Bauwirtschaft: 2./3. Dezember 2020

Online Karrieretage Life Sciences: 18/19 November 2020

Auf diesen Online Karrieretagen können die Studierenden sich zu 15-minütigen Video Chats mit den Unternehmen anmelden. Diese Video Chats werden direkt über die AkWW Webseite durchgeführt, ohne dass die Gesprächspartner neue Software installieren müssen. 

Der AkWW geht davon aus, dass diese Online Karrieretage eine wertvolle Alternative und Ergänzung zu den Präsenz-Karrieretagen darstellen und zusätzlich zu den geplanten Karrieretagen 2021 durchgeführt werden.

Feedback Online-Karrieretag Bauwirtschaft

Virtuelle Karrieretage – Ein Modell für die Zukunft

 

„Corona hat uns herausgefordert. Wir haben die Herausforderung angenommen und sind begeistert von dem Ergebnis“, sagen Dr. Gitta Brüschke und Dirk Bansch, Initiatoren und Organisatoren der ersten virtuellen Karrieretage der Bauwirtschaft.

Am 16. und 17. Juni 2020 fanden die Karrieretage organisiert von dem Arbeitskreis Wissenschaft und Wirtschaft e.V. erstmalig ausschließlich im virtuellen Raum statt. An beiden Tagen trafen sich Vertreter*innen von elf Unternehmen und über 120 Studierende aus dem Bauwesen in einem virtuellen Raum zu 15-minütigen Gesprächen. Den Studierenden bot sich die Möglichkeit, interessante Arbeitgeber kennenzulernen und unverbindlich mehr über die Unternehmen zu erfahren. „Ich habe viel gelernt. Ansonsten habe ich auch nicht die Möglichkeit, solche Fragen über meine Zukunft zu stellen,“ sagte eine Studierende. 

Die Studierenden konnten sich aber auch für eine Studienarbeit in der Praxis, Praktikumsplätze, einen Nebenjob oder eine Festanstellung bewerben. Gleichzeitig präsentierten sich die Unternehmen und konnten einen ersten Eindruck über potentielle Arbeitnehmer*innen gewinnen. Obwohl die meisten die Kürze der vorgesehenen Gesprächsdauer als „sportlich“ empfanden, waren die teilnehmenden Unternehmen und Studierenden sich im Nachhinein darüber einig, dass „die Zeitspanne für ein erstes Gespräch vollkommen ausreicht und man einen guten Eindruck darüber bekommt, ob eine Bewerbung sinnvoll ist.“

Bereits im Vorfeld waren den Studierenden zahlreiche Tipps für die Vorbereitung der Gespräche an die Hand gegeben worden. Darunter auch Beispiele für Fragen, die den Unternehmen gestellt werden können, und Hinweise, worauf bei einem Online Gespräch geachtet werden muss. Das Feedback der Studierenden war trotz der einen oder anderen technischen Herausforderung äußerst positiv. „Die Erklärvideos haben alles so anschaulich erklärt, dass keine Fragen mehr offen blieben. Selbst ohne die Videos war alles übersichtlich und gut zu verstehen“, so das Feedback einer/s Teilnehmer*in.

Auch für die Zukunft wünschen sich die Unternehmen diese Form der Veranstaltung, denn für sie ist „die Ergänzung durch die digitale Veranstaltung sehr hilfreich“. Eine der teilnehmenden Unternehmensvertreter*innen kann sich sogar gut vorstellen „dass diese (digitale Veranstaltung) auch gut genutzt wird, wenn die gewohnten Veranstaltungen wieder stattfinden können.“

Gehaltsverhandlungen

Gehaltsverhandlungen

Gehaltsverhandlungen: 3 Expert*innen und ihre wertvollsten Tipps

Es soll Menschen geben, denen es Spaß macht, über das Einstiegsgehalt oder eine Gehaltserhöhung zu verhandeln. Den meisten Menschen jagt aber allein der Gedanken daran schon die Schweißperlen auf die Stirn. Damit Sie in Zukunft zur ersteren Gruppe gehören, haben wir drei Verhandlungsexpert*innen befragt und deren wichtigste Tipps für Sie zusammengestellt.

Claudia Kimich ist Verhandlungsexpertin aus München und verhilft ihren Kund*innen bereits seit über 15 Jahren zu mehr Gehalt. Ihr Motto: „Mehr geht immer. Auch in der Krise.“

 

 

 

Womit wir auch schon bei ihrem ersten Tipp sind.

Tipp 1: Wer zweifelt hat verloren.

Wer mit der festen Überzeugung in die Gehaltsverhandlung geht, dass es funktionieren wird, der wird auch so auftreten. Dass Sie wirklich daran glauben, dass es funktioniert, erkennt Ihr Gegenüber an Ihrer Sprache. Deshalb Tipp 2.

Tipp 2: Konjunktive haben in einer Gehaltsverhandlung nichts zu suchen

„Ich könnte …“, „Ich würde …“ sind Aussagen, die beim Gegenüber Zweifel aufkommen lassen und Ihre eigenen Zweifel offenbaren. Besser: „Ich kann…“ bzw. „Ich werde….“. Das ist nicht immer einfach und braucht jede Menge Übung. Wie? Siehe Tipp 3, und merken Sie sich schon mal: „Die „Würde“ ist im Grundgesetz verankert und hat in der Gehaltsverhandlung in Form des Konjunktivs nichts zu suchen.“

Tipp 3: Arbeiten Sie an Ihrem Selbst-Wert-Gefühl

Ein gutes Selbstwertgefühl zu haben, ist die Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Gehaltsverhandlung. Die beste Voraussetzung ist, zu wissen, was Sie können, was Sie wert sind und warum Sie sich bei einer Gehaltsverhandlung wie fühlen. Das ist nichts, was Sie mal eben so nebenher machen können. Um an Ihrem Selbstwertgefühl zu arbeiten, brauchen Sie Zeit. Am Besten fangen Sie gleich damit an:

Selbst: Was können Sie besonders gut? Können Sie auf einen Schlag fünf Punkte nennen? Ohne einen Konjunktiv zu verwenden. Nein? Dann los! Setzen Sie sich hin und überlegen Sie. Selbstverständlich ist es gut, die Punkte immer auch auf das Unternehmen zuzuschneiden, bei dem Sie die Gehaltsverhandlung führen. Arbeiten Sie den Nutzen aus, den SIE für das Unternehmen oder Ihrer Führungskraft bringen.

Wert: Welche Werte haben Sie? Aber auch welchen Wert haben Sie in Geld ausgedrückt. Wo ist Ihre Schmerzgrenze beim Gehalt? Wieviel Schmerzensgeld muss das Unternehmen drauflegen. Für Tätigkeiten, die Sie eigentlich nicht machen wollten. Überlegen Sie sich vor allem, welches Gehalt für Sie gut ist und bei welchem Sie drei Tage kreischend unterm Kronleuchter hängen. Zwischen diesen beiden Werten steigen Sie ein.

Gefühl: Die meisten von uns haben ein Grummeln im Bauch, wenn es um die Gehaltsverhandlung geht. Haben Sie sich schon überlegt, warum SIE dieses Grummeln haben? Gehen Sie dem Grummeln auf den Grund. Wann reagieren Sie wie? Ist es die Seniorität Ihres Gegenübers? Ist es der „alte weiße Mann“? Erst wenn Sie den Grund wissen, können Sie diesen auflösen und befreit losverhandeln.

Weitere Tipps von Claudia Kimich finden Sie auf ihrer Internetseite und auf YouTube. www.kimich.de

 

Susanne Westphal ist Coach aus der Nähe von München und hat schon so mancher/m Coachee erfolgreich zu mehr Gehalt verholfen. Außerdem ist sie Autorin mehrerer erfolgreicher Bücher. In ihrem neuesten „Die Überzeugungstäterin“ geht es unter anderem darum, selbstsicher zu verhandeln.

 

 

Ihren wichtigsten Tipp gleich mal vorab: Überhaupt verhandeln! Einmal im Jahr. Wer nicht verhandelt, bekommt sicher nichts!

Tipp 1: Gut vorbereitet ist halb gewonnen

Auch wenn ich es im Gespräch nicht erwähne, ist es gut zu wissen, wie viel die Kollegen verdienen, welche Größenordnung im Unternehmen üblich und möglich sind und wieviel ich in einem anderen (vergleichbaren) Unternehmen bekommen würde. Außerdem mache ich mir einen Zettel mit allen Erfolgen seit der letzten Gehaltsverhandlung: Was habe ich dem Unternehmen gebracht? Welche zusätzlichen Leistungen habe ich erbracht?

Tipp 2: Wer zu viel spricht, hat verloren

Besser: Fragen stellen! „Wie zufrieden waren Sie mit meiner Leistung im Projekt XYZ?“  „Was hat eigentlich Ihr Chef/ Ihre Chefin dazu gesagt, dass unser Team Diesdasjenes erreicht hat?“ Damit stimme ich mein Gegenüber ein und zwinge meine Führungskraft, mich zu loben. (Wenn sie mich nicht lobt, ist es kein guter Moment für eine Gehaltsverhandlung!)

Tipp 3: Ein „Nein“ gibt es nicht, höchstens ein „nicht heute.

Wir brauchen also mindestens einen nächsten Gesprächstermin! Lieber aber natürlich einen Verhandlungserfolg.

Lesen Sie auch den Blog von Susanne Westphal auf ihrer Seite www.arbeitslust.de.

 

Martin Wehrle aus der Nähe von Hamburg ist Journalist und gehört zu Deutschlands bekanntesten Karriereberatern. Er hat bereits mehrere Spiegelbestseller geschrieben. Darunter auch „Geheime Tricks für mehr Gehalt“. Auf seiner Webseite www.gehaltscoach.de hat er das ABC der Gehaltserhöhung veröffentlich, aus dem wir die wichtigsten Punkte hier veröffentlichen dürfen. (Foto: A. Seeger (rechtefrei).

 

Tipp 1: Das Anfangsgehalt muss stimmen

Sogar wenn Sie händeringend eine Stelle suchen, darf Ihre Gehaltsforderung nicht nach „Ausverkauf“ riechen. Sonst schließt der neue Chef/die neue Chefin aus dem geringen Preis, dass Ihre Arbeitskraft am Markt nicht gefragt ist. Eine Gehaltsforderung im oberen Drittel signalisiert: Sie sind eine gefragte Spitzenkraft.

Informationen darüber, wie Ihre Gehaltsforderung ausfallen sollte, finden Sie beispielsweise auf glassdoor.de. (LINK: www.glassdoor.de)

 

Tipp 2: Die Idealsituation beim Schopf packen

Ihr Unternehmen wird seinen Umsatz im laufenden Jahr verdoppeln, durch einen Großkunden, den Sie an Land gezogen haben. Ihre Branche boomt schneller, als die Green Cards gedruckt werden. Und nun ist Ihr Chef/Ihre Chefin auch noch zur „Unternehmer*in des Jahres“ gewählt worden.

Prüfen Sie alle genannten Faktoren: Haben Sie Spitzenleistungen vollbracht? Wie geht es Ihrem Unternehmen und Ihrer Branche. Und: Wie steht das Stimmungsbarometer beim Chef(bei der Chefin?

 

Tipp 3: Nie sollten Sie ohne Ziele ins Gespräch gehen

Taktisch geschickt ist es im Gehaltsgespräch, wenn Sie Ihre wichtigsten drei Argumente in dieser Reihenfolge vorbringen: erst das Zweitbeste (der Chef/die Chefin wird aufmerksam). Dann das Drittbeste (die Chefin/der Chef hält dagegen, wägt sich als Sieger*in). Und dann, wenn’s um die Gehaltswurst geht: Ihr Top-Argument (die Waage kippt zu Ihren Gunsten).

Weitere Tipps finden Sie auch auf Martin Wehrles YouTube Kanal (LINK: https://www.youtube.com/watch?v=7qDcJgkRkYI )

 

Jetzt sind SIE gefragt! Auf welche Totschlag-Argumente kennen Sie keine Antwort?

„Wenn Du mehr erhältst, dann sprengt das das Abteilungsgefüge.“

„Die Einstufung erfolgt nach Tarif/Leistungsstufen/Gehaltsbändern. Eine Höherstufung ist nicht möglich.“

„Niemand bekommt eine Gehaltserhöhung.“

„Es ist dieses Jahr kein Budget da.“

„Niemand sonst bekommt dieses Gehalt in Deiner Position.“

„Mehr ist leider nicht drin.“

Sie haben Angst vor Totschlag-Argumenten in der Gehaltsverhandlung? Auf welche Argumente haben Sie keine Antwort parat? Schreiben Sie uns. Wir werden diese Argumente unseren Gehaltsverhandlungsexpert*innen an den Kopf werfen und aus ihren Antworten lernen. Lassen Sie sich überraschen und inspirieren.

 Nicole Beste-Fopma

© Arbeitskreis Wissenschaft und Wirtschaft e.V. 2020

Dresscode beim Bewerbungsgespräch

Dresscode beim Vorstellungsgespräch

 

Was Sie schon immer über den Dresscode beim Vorstellungsgespräch wissen wollten

 

Wir haben es erfragt!

 

Dr. Theresa Rühl weiß: „Für den ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance.“ In ihren Seminaren unterstützt sie Akademikerinnen und Akademiker darin, ihren ersten Eindruck so zu optimieren, dass diese positiv von ihren Mitmenschen wahrgenommen werden. Wir haben uns mit ihr über das perfekte Outfit für das Vorstellungsgespräch unterhalten. Denn noch immer gilt: „Kleider machen Leute.“

 

Das Interview führte Nicole Beste-Fopma

 

Wie entscheidend ist die Kleidung bei einem Vorstellungsgespräch?

Unser Gegenüber macht sich den berühmten erste Eindruck in weniger als sieben Sekunden. In dieser kurzen Zeit wird nur unser Äußeres wahrgenommen. Die Kleidung kann also durchaus entscheidend sein.

 

Unser Blog richtet sich in erster Linie an Architektinnen und Architekten sowie Bauingenieurinnen und Bauingenieure. Jetzt ist der Beruf der Architekt*in ein eher kreativ, der der Bauingenieur*in doch noch eher konservativ. Woher weiß ich, welchem Dresscode ich bei meinem potentiellen Arbeitgeber folgen muss?

Leider habe ich dafür keine Pauschalantwort. In vielen Fällen ist selbst der Internetauftritt in Sachen Dresscode wenig authentisch – ganz besonders in diesen Branchen. Am besten ist es, wenn man kurz in das Unternehmen oder noch besser in die Abteilung reinschaut. Geben Sie Ihre Bewerbungsunterlagen persönlich ab. So bekommen Sie ein Gefühl für den hier gepflegten Dresscode.

 

Unterscheidet sich der Dresscode je nach Position, um die ich mich bewerbe?

Grundsätzlich ja. Wie heißt es so schön: „Kleide dich für den Job, den du haben willst. Nicht für den, den du hast.“ Aber Vorsicht! Sie sollten nicht besser gekleidet sein als Ihre direkte Vorgesetzte bzw. Ihr direkter Vorgesetzter. Um so wichtiger, vor dem Vorstellungsgespräch oder dem ersten Arbeitstag den Dresscode auf Ihrer Hierarchie-Ebene herauszufinden. Wenn Sie zu einem späteren Zeitpunkt eine bessere Position anstreben, orientieren Sie sich an der Ebene der neuen Position.

 

Was bedeutet underdressed? Was overdressed?

Wenn Sie Freizeitkleidung, also zum Beispiel eine Jeans mit Waschung und T-Shirt tragen und Ihr Gegenüber trägt eine hochwertige Jeans mit Hemd und Sakko oder noch schlimmer einen vollständigen Anzug mit Krawatte, dann sind Sie „underdressed“. Das kann zu der Annahme verleiten, dass Sie die gesamte Situation nicht angemessen ernst nähmen. Sie wirken schnell respektlos.

Das Gegenteil davon ist „overdressed“. Wenn also Sie den Anzug tragen und Ihr Gegenüber eine Jeans und T-Shirt. Um jetzt nicht als überheblicher Schnösel oder Emporkömmling zu wirken, können Sie ganz charmant zugeben, dass Sie den Dresscode offensichtlich falsch eingeschätzt haben. Etwas Humor und Offenheit sind meist schon der erste Türöffner in ein gutes Gespräch.

Sie können aber auch Ihr Outfit schnell noch „downgraden“. Ziehen Sie einfach die Krawatte oder/und das Jackette bzw. den Blazer aus. Wenn es ganz besonders locker ist, können Sie sogar die Hemdsärmel etwas hochkrempeln. Schon machen Sie einen viel entspannteren Eindruck.

 

Muss es immer ein Anzug bzw. ein Kostüm sein?

Nein. Wichtig ist, dass Sie stets authentisch sind und ungefähr den Dresscode des Unternehmens treffen. Für das Vorstellungsgespräch sollten Sie sich allerdings etwas schicker machen als für einen normalen Arbeitstag.

 

Muss der Mann den Anzug mit Hemd tragen oder geht auch ein T-Shirt?

Für Männer gilt: Wenn Anzug oder Jackette und hochwertige Jeans – stets mit Hemd. Je nach Anforderung ein eher formales, also ein klassisches Business-Hemd, oder ein eher sportliches, also auch kleinkariertes, Hemd. Auf keinen Fall große Muster und schon gar nicht das Hawaii-Hemd.

Für Frauen gilt: Unter der Jacke eines Hosenanzugs muss frau nicht unbedingt eine Bluse tragen. Das Oberteil muss aber eine gute Passform haben und aus einem hochwertigen Material bestehen. Die Farben folgen den klassischen Hemdenfarben: weiß, champagner, rosé, hellblau, flieder, lindgrün oder ähnlich. Große Muster sind auch hier ungünstig.

 

Brauche der Mann zum Hemd unbedingt eine Krawatte?

Nein. Immer häufiger tragen Führungskräfte zwar einen Anzug mit Hemd, verzichten aber auf die Krawatte. Oft wird eine Krawatte sogar als „steif“ bzw. overdressed wahrgenommen. Dies gilt insbesondere für die Kreativbranchen. Im Finanz- und Versicherungssektor ist eine Krawatte dagegen nach wie vor üblich.

 

Als nicht versierter Krawattenträger: Wie weiß Mann, welche Krawatte zum Hemd bzw. Anzug passt?

Wenn Mann ein unifarbenes Hemd trägt, kann die Krawatte ein Muster haben. Zum Beispiel Streifen oder kleine, sich stets wiederholende Formen wie gefüllte Rauten. Ist das Hemd gemustert, sollte die Krawatte möglichst ruhig sein – also einfarbig, ohne Muster. Ist das Hemd weiß, hat man fast die freie Auswahl. In diesem Fall orientiert man sich farblich am Anzug.

 

Gibt es Besonderheiten, auf die Frauen besonders achten sollte?

Eine Grundregel lautet: „Entweder Bein oder Dekolleté zeigen“. Trägt Frau einen kniefreien Rock, sollte die Bluse möglichst hochgeschlossen sein. Entscheidet sie sich für eine Business-Hose, darf ihr Ausschnitt etwas tiefer ausfallen. Allerdings nur so tief, dass der Brustansatz nicht sichtbar ist.

Mehr als schulterlange Haare sollten aus dem Gesicht frisiert werden. Ansonsten wirkt es leicht, als würde man sich hinter den Haaren verstecken wollen. Zudem wirken lange offene Haare schnell mädchenhaft und verspielt.

 

Muss man noch immer eine Strumpfhose zum Rock tragen?

Ja, diese Regel gilt nach wie vor in der Arbeitswelt.

 

Wie viel Make-up ist gerade genug und ab wann wird es zu viel?

Grundsätzlich gilt jedoch, dass Sie vor allem gepflegt erscheinen sollen. Etwas Make-up wie z.B. Wimperntusche und eine getönte Tagescreme wirken meist gepflegter. Insgesamt sollten sie aber mit Make-up und Parfüm insbesondere in männerdominierten Berufen sparsam umgehen.

Für Frauen wie Männer gilt: Achten Sie auch auf gepflegte Haare, Haut, Zähne und Fingernägel.

 

Wie sieht es mit Schmuck aus?

Weniger ist mehr. Schmuck kann schon mal die Aufmerksamkeit ablenken.

 

Gefühlt jeder läuft heutzutage in Turnschuhen rum. Kann ich auch zum Vorstellungsgespräch Turnschuhe anziehen?

Zum Vorstellungsgespräch sollten Lederschuhe getragen werden. Je nach Outfit können diese jedoch mehr oder weniger sportiv sein.

 

Je nach Dresscode kann es vorkommen, dass sich die Bewerber*innen verkleidet vorkommen. Was raten Sie diesen?

Ich rate grundsätzlich davon ab, Kleidung zu tragen, in der man sich verkleidet verkommt. Unser Kleidungsstil ist meist auch Ausdruck unserer persönlichen Werte. Gehen Sie daher möglichst dem Anlass entsprechend und authentisch zum Bewerbungsgespräch. Denn, entweder passt das Unternehmen zu Ihnen oder nicht.

Handelt es sich um Ihren Traumjob bei Ihrem Traumarbeitgeber, rate ich eine professionelle Farb- und Stilberatung in Anspruch zu nehmen. Jeden Dresscode kann man mit kleinen Kniffen individuell tragbar machen. Dies verlangt aber ein geübtes Auge und das entsprechende Detailwissen.

 

Gilt das alles auch für das Online Bewerbungsgespräch? Denn schon vor Corona, aber insbesondere jetzt während der Corona-Krise, werden viele Bewerbungsgespräche online geführt.

Ja.

 

Gibt es absolute no Goes?

Respektloses Verhalten, nach Zigarettenrauch oder Alkohol riechen, Schweißgeruch aber auch zu starker Parfum- bzw. Aftershave-Geruch. Und natürlich Flipflops, kurze Hosen und Hawaii-Hemden.

 

Haben Sie noch einen besonders wertvollen Tipp, den Sie unseren Leserinnen und Lesern mit auf den Weg geben wollen?

Lächeln Sie! Seien Sie ehrlich und authentisch. Ein sympathisches Auftreten macht so manchen Fauxpas in Sachen Kleidung wieder wett.

 

Nicole Beste-Fopma

© Arbeitskreis Wissenschaft und Wirtschaft e.V. 2020